Aquascaping – das Pflanzenaquarium

Bei vielen Aquarianern stehen die Fische im Vordergrund – je mehr, desto besser. Aber die Wasserbelastung steigt mit der Besatzdichte, wodurch Aquarienfilter und viele Wasserwechsel notwendig werden. Das Aquascaping ist zu diesem Ansatz das Gegenstück: Pflanzen sind der Schwerpunkt, Aquarientiere rücken in den Hintergrund oder fehlen komplett.

Selbst das Pflanzenaquarium kommt nicht automatisch ohne Technik aus. Wasserpflanzen haben genau wie Fische oder Wirbellose Temperaturbereiche, in denen sie gedeihen und brauchen eine Wasserheizung. Aber auch der ph-Wert oder die Gesamthärte müssen stimmen. Selbst im Pflanzenaquarium „verbraucht“ sich das Wasser und ist durch regelmäßige Teilwasserwechsel zu erneuern. Wer kein gutes Ausgangswasser hat, kann es durch eine Osmoseanlage aufbereiten und Wasseraufbereiter verwenden.

Ein anderes Problem ist das stetige Pflanzenwachstum. Damit Wasserpflanzen gut zur Geltung kommen, müssen sie gesund sein. Sie brauchen neben guten Wasserwerten also etwas Dünger und eventuell eine CO2-Begasung. Genau dann wachsen sie und müssen mühselig zurückgeschnitten werden.

Wer alles richtig macht, hat zumindest einen tollen Anblick und weniger Probleme, als im überbelegten Fischaquarium.

(Text & Bild: Robert Brungert)

Beispiel Bild aquascaping

Die Wahl der Pflanzen

Schnellwachsende Pflanzen sind zuerst besser, da aus den kleinen Setzlingen bald ein grüner Teppich wird. Die Geduld mit kleinwüchsigen oder langsamen Pflanzen zahlt sich jedoch aus, weil ein Rückschnitt seltener erfolgen muss.

Dann gibt es Wasserpflanzen, die auch über der Wasserlinie im feuchten Boden gut wachsen. Viele erfahrene Aquascaper haben zuerst nur eine Wasserlache im Becken und ziehen die Pflanzen etwas heran, bis sie vorsichtig den Wasserstand auffüllen. Wer sich für diese Strategie entscheidet, muss zumindest im oberen Bereich entsprechende Wasserpflanzen wählen.

Genau wie im Fischaquarium können hohe Pflanzen zu einer Seite oder im Hintergrund stehen. Was hingegen niedrig bleibt, soll in die Mitte oder nach vorne. Dabei kommt es auf die Wuchskraft und nicht die Größe der Setzlinge an.

Beim Aquascaping soll ein traumhafter Anblick entstehen. Es wird ein Felsgestein modelliert oder eine Wurzel in das Becken gelegt. Wichtig bleibt die Kalkulation, wie viel Fläche oder Höhe die Pflanzen noch einnehmen. Felsen und Wurzeln dürfen nicht zu groß bemessen sein. Teilweise ist es jedoch gewollt, dass diese aus dem Wasser schauen, weswegen der Wasserstand nur das halbe Becken füllt. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Felsen oder Wurzeln irgendwann komplett überwuchert sein sollen oder die Pflanzen an der Pflanzstelle bleiben müssen.

Neben Felsen und Wurzeln sind offene Flächen aus hellem oder dunklen Sand beziehungsweise Feinkies ein interessantes Dekoelement. Auch hier bleibt die Frage, ob die Pflanzen darüber wuchern.

Letztendlich lässt sich jedes Aquascaping-Aquarium nach einiger Zeit auslichten oder neu gestalten. Selbst bei langsam wachsenden Pflanzen ist das irgendwann notwendig.

Algen im Aquascaping

Bei den Wasserpflanzen hat der Aquascaper die Kontrolle, welche er anpflanzt. Algen kommen jedoch von ganz alleine, auch die unschönen Arten. Gerade beim ersten Einfahren ist mit einer Algenblüte zu rechnen. Selbst im späteren Verlauf können direktes Sonnenlicht, eine fehlerhafte Beleuchtung oder unausgewogene Wasserwerte das Algenwachstum begünstigen.

Auch beim Aquascaping ist deswegen der richtige Standort mit einer passend dosierten Beleuchtung für das Aquarium sehr wichtig. Nicht zu hell und nicht zu lange am Tag sollen die Lampen leuchten. Demnach empfehlen einige Aquascaper für das Pflanzenaquarium in der Anfangszeit nur 6, später 7 bis 8 Stunden am Tag. Zuerst 8, dann 10 bis maximal 12 Stunden sind geläufigere Angaben.

Es kommt allerdings auch auf das richtige Lichtspektrum an. Es sollen nicht lediglich Leuchtmittel für Pflanzen, sondern für Aquarien sein.

Neben dem Licht sind die Wasserwerte eine Schwachstelle. Je nachdem, was im Wasser beim Einfüllen bereits drinnen ist, kann es eine Algenblüte begünstigen. Besser ist es, das Wasser mit einer Osmoseanlage zu entsalzen und mit etwas Wasseraufbereiter vorzubereiten. Auch dann kann das Wasser mit der Zeit aus dem Gleichgewicht kommen. Ein knapp dosierter Dünger für Aquarienpflanzen kann die Lösung sein. In diesem ist das, womit die Wasserpflanzen gut und gesund wachsen. Dabei zehren sie auch andere Nährstoffe auf, wodurch die Algen zurückbleiben. Gesunde Wasserpflanzen rauben Algen schlichtweg die Nahrung.

Wirbellose zur Algenbekämpfung

Aquascaping ist nicht grundlos der Begriff für Pflanzenaquarien, vielfach ziehen doch ein paar Tiere ein. Es dürfen aber nur ein paar sein, da ansonsten die selbstreinigenden Kräfte nicht mehr ausreichen und ein Aquarienfilter mit Filterbakterien notwendig wäre.

Doch im Aquascaping etablieren sich nicht Show-Tiere, sondern Nutztiere – Garnelen und Schnecken sollen Algen fressen. Teils ziehen auch einige kleine algenfressende Fische mit ein, das aber eher in sehr großen Becken.

Wenn keine Fische im Aquarium gefüttert werden, gibt es keine Stoffwechselprodukte, die zwangsläufig die Wasserwerte belasten. Es entstehen also weniger Nährstoffe, die ein Algenwachstum begünstigen.

Bei der Algenbekämpfung sind Amanogarnelen ein Klassiker, da sie verschiedene Algenarten sehr gut abweiden. Eine Amanogarnele wird für 10 Liter Wasser empfohlen. Wenn aber keine Fische das Wasser belasten, wäre auch eine geringere Anzahl vermutlich bereits eine effektive Maßnahme gegen Algen. Zu beachten bleibt, dass Garnelen gesellige Tiere sind. Amanos fühlen sich ab 6 Exemplaren wohl, viele andere Garnelenarten ab 10.

Die richtige Wahl der Wirbellosen

Bei der Wahl der Wirbellosen ist nicht allein auf die Algenarten oder Wasserwerte zu achten. Einige Garnelen oder Schnecken vermehren sich im Aquarium. Gerade Schnecken sind dann so zahlreich, dass sie zur Plage werden. Garnelen sitzen immerhin nicht an den Scheiben, sondern am Boden oder zwischen den Pflanzen.

Gerade bei Schnecken stellt sich also die Frage, ob diese sich vermehren dürfen oder nicht. Die nächste Frage lautet, ob die Schnecken lebende Pflanzenteile fressen. Genau diese Arten wären zu meiden.

Der Vorteil von Arten, die sich selber vermehren, wäre hingegen, dass eine kleine Population in der Anschaffung günstiger ist und sich dann selber vermehrt. Es geht jedoch die Kontrolle verloren, weswegen viele keine Posthornschnecken, sondern Geweih- oder Rennschnecken wählen. Die Algenrennschnecke trägt ihren Namen zumindest nicht grundlos. Auch hier gilt ein Exemplar pro 10 Liter als Faustregel, beim Aquascaping eher weniger. Bei kleinen Zwerggarnelen, die sich häufig selber mehren, können es hingegen auch 10 pro 10 Liter werden. Wenn beim Aquascaping kein Filter arbeitet, wären eher 2 auf 10 Liter zu wählen.

Algenfressende Helfer – die Pflege

Bei Wirbellosen funktioniert das Blut anders, weswegen sie zwar minimale Mengen Kupfer benötigen, mehr aber nicht vertragen. Der Pflanzendünger darf also nur Spuren von Kupfer enthalten, das Frischwasser muss sehr rein sein.

Wenn die Garnelen und Schnecken bei der Algenbekämpfung zu erfolgreich sind, verhungern sie. Wird zu viel gefüttert, belastet das wieder die Wasserwerte und begünstigt Algenwuchs. Der Aquascaper soll also genau abwägen, ob die Algen knapp werden und darf nur dosiert füttern.

Doch der erste tödliche Fehler findet meist bereits beim Einsetzen statt: Selbst leicht zu haltende Garnelenarten brauchen einige Stunden, um sich an anderes Wasser anzupassen. Ideal ist es, wenn der Versandbeutel zuerst in einem sauberen lebensmittelechten Eimer geöffnet wird. Mit einem dünnen Schlauch wird Wasser aus dem Becken angezogen, welches aber nur in den Eimer tropfen darf. Der Schlauch wird also mit einem Hahn fast verschlossen. Nach einigen Stunden sollte sich die Wassermasse wenigstens verdreifacht haben. Zur Sicherheit kann der Eimer noch kurz im Aquariumwasser schwimmen, damit es nicht einmal einen Temperatursprung gibt, um die Garnelen dann ganz vorsichtig freizulassen.

Der besondere Reiz am Pflanzenaquarium

Solange es sich um Aquascaping handelt, liegt der Schwerpunkt immer beim hübsch gestalteten Pflanzenaquarium. Wenn am Bodengrund oder zwischen den Pflanzen einige wenige Garnelen und Schnecken die Algenbeläge abweiden, wird das die Atmosphäre dennoch steigern.

Quellen:

https://aquarien-tipps.de/

https://www.wirbellosen-aquarium.de/

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